9 Tipps, um schneller zu lesen

Die Steigerung der eigenen Lesegeschwindigkeit bietet Ihnen die Möglichkeit, mehr Bücher zu lesen und schneller zu lernen. Außerdem können Sie dadurch viel Zeit im Alltag sparen, indem Sie beispielsweise Artikel oder E-Mails schneller lesen können. Deshalb dient Ihnen dieser Artikel als Leitfaden zur Verbesserung Ihrer Lesegeschwindigkeit.

Die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit liegt bei 150 bis 300 Wörtern pro Minute. Mit den hier beschriebenen Tipps sollten Sie mit etwas Training Ihre Lesegeschwindigkeit bei gleichem Textverständnis verdoppeln können. Um dies zu testen, sollten Sie am besten vor dem Lesen des Artikels Ihre aktuelle Lesegeschwindigkeit ermitteln. Dazu lesen Sie einen einfach zu lesenden Text mit normalem Tempo und messen dabei die Zeit. Anschließend bestimmen Sie Ihre Lesegeschwindigkeit, indem Sie die Anzahl an gelesenen Wörtern durch Ihre Lesezeit in Minuten teilen. Einen solchen Test Ihrer Lesegeschwindigkeit können Sie beispielsweise hier durchführen.

Abbildung zum Test der Lesegeschwindigkeit

Allerdings geht es nicht nur darum, die maximale Lesegeschwindigkeit zu steigern. Es ist genauso wichtig zu lernen, seine Lesegeschwindigkeit optimal an den Lesestoff anzupassen. Dabei sollten Sie je nach Lesestoff zwischen Lesegeschwindigkeit und Textverständnis abwägen. Denn ab einem bestimmten Tempo wird Ihr Textverständnis durch eine zusätzliche Steigerung Ihrer Lesegeschwindigkeit abnehmen. Daher müssen Sie vor dem Lesen eines Textes beurteilen können, mit welcher Geschwindigkeit Sie diesen Text lesen sollten. Die optimale Lesegeschwindigkeit hängt dabei zunächst von Ihren Lesezielen ab. Wenn Sie beispielsweise einen Text wirklich verstehen wollen, sollten Sie diesen langsamer lesen, als wenn Sie nur wissen wollen, worum es in dem Text geht. Außerdem sollten Sie Ihre Lesegeschwindigkeit an das Lesematerial anpassen. Zum Beispiel können Sie viele Sachbücher sehr schnell durchlesen, um die wesentlichen Informationen zu extrahieren. Andererseits sollten Sie philosophische oder fiktionale Bücher langsamer lesen, um wirklich in diese Bücher einzutauchen und diese zu verstehen. Des Weiteren sollten Sie bei der Wahl Ihrer Lesegeschwindigkeit auch den Schwierigkeitsgrad sowie die Wertigkeit des Lesestoffs berücksichtigen. Lesen Sie kein Buch langsamer als es verdient und kein Buch so schnell, dass Sie es nicht mit ausreichendem Textverständnis lesen können.

Zudem sollten Sie beachten, dass sich erfolgreiches Lesen aus mehr Komponenten als der Lesegeschwindigkeit zusammensetzt. So bringt es Ihnen beispielsweise nichts, Bücher sehr schnell zu lesen, welche Ihnen nicht weiterhelfen. Daher zeigt Ihnen der Graph zum Leseerfolg nicht nur, wie Sie möglichst viele Bücher lesen, sondern auch, wie Sie die richtigen Bücher lesen, behalten und anwenden, um Ihren Leseerfolg zu maximieren.

Beschreibung der Speed-Reading-Techniken

Mit Lesehilfe lesen

Der erste Schritt zur Steigerung der Lesegeschwindigkeit besteht darin, mit einer Lesehilfe zu lesen. Dabei führen Sie beispielsweise einen Bleistift oder ein Essstäbchen unter der Zeile entlang, welche Sie gerade lesen. Da Sie durch die Führung der Lesehilfe das Lesetempo vorgeben, können Sie sehr einfach einen Leserhythmus aufbauen und beibehalten. Die Nutzung einer Lesehilfe trägt auch dazu bei, dass Sie sich besser konzentrieren können. Außerdem fällt es Ihnen mit der Lesehilfe leichter, die weiteren Speed-Reading-Techniken anzuwenden.

Übung durch viel Lesen

Wenn Sie viel lesen, werden Sie mit der Zeit zu einem schnelleren Leser. Mit der zusätzlichen Erfahrung lernen Sie außerdem, wie Sie Texte und Bücher effizient lesen und bearbeiten. Sie wissen dann, wie die meisten Bücher aufgebaut sind und an welchen Stellen Sie die wichtigsten Informationen finden. Dadurch können Sie Ihre Lesegeschwindigkeit dynamisch an den Informationsgehalt der jeweiligen Textstellen anpassen, indem Sie die wichtigsten Stellen langsamer lesen als die weniger relevanten Stellen. Zudem können Sie die für Sie unwichtigen Stellen überspringen.

Abbildung: schneller lesen durch viel Übung

Regression vermeiden

Beim schnellen Lesen ist es wichtig, dass Sie Ihren Lesefluss aufrecht erhalten. Deshalb sollten Sie es vermeiden, zu bereits gelesenen Stellen zurückzuspringen. Dieses Zurückspringen während des Lesens wird als Regression bezeichnet. Diese Regression tritt meistens dann auf, wenn man glaubt, eine bestimmte Textstelle nicht richtig verstanden zu haben. Häufig ergibt sich das Verständnis jedoch aus dem Kontext, wenn man einfach weiterliest. Andernfalls sollte man bis zum Ende des Absatzes weiterlesen und erst danach die entsprechende Stelle nochmal lesen.

Mehrere Wörter auf einmal fixieren

Durchschnittliche Leser fixieren in der Regel jedes Wort einzeln, sodass man für einen Text mit 500 Wörtern entsprechend 500 Fixierungen benötigt. Deshalb kann man seine Lesegeschwindigkeit sehr schnell verbessern, indem man pro Fixierung mehrere Wörter auf einmal liest. Beispielsweise können Sie Ihre Lesegeschwindigkeit verdoppeln, wenn Sie mit jeder Fixierung doppelt so viele Wörter aufnehmen. Sehr schnelle Leser können auf diese Weise eine ganze Zeile mit nur einer Fixierung lesen. Um die Anzahl an Wörtern pro Fixierung zu erhöhen, sollten Sie Ihr peripheres Sehvermögen trainieren. Dazu können Sie zum Beispiel die Schulte-Tabelle verwenden. Eine Schulte-Tabelle ist beispielsweise eine 5×5-Matrix mit 25 zufällig angeordneten Zahlen. Die Übung des peripheren Sehvermögens besteht dann darin, die einzelnen Zahlen von 1 bis 25 anzuklicken, während man dabei die Augen nur auf den Mittelpunkt der Tabelle fixiert.

Dauer der einzelnen Fixierungen verkürzen

Eine weitere Technik zur Steigerung der Lesegeschwindigkeit besteht darin, die Dauer der einzelnen Fixierungen zu minimieren. So können Sie beispielsweise Ihre Lesegeschwindigkeit verdoppeln, indem Sie die Dauer der Fixierungen halbieren.

Subvokalisierung vermeiden

Subvokalisierung beschreibt die Gewohnheit, sich das Gelesene leise vorzulesen bzw. gedanklich mitzulesen. Dadurch wird die Lesegeschwindigkeit auf das Sprachtempo limitiert, was ungefähr 150-200 Wörtern pro Minute entspricht. Allerdings sind Sie in der Lage, dieselben Informationen deutlich schneller aufzunehmen. Dies können Sie leicht testen, indem Sie sich beispielsweise ein Hörbuch oder ein Video in doppelter Geschwindigkeit anhören. Daher sollten Sie die Subvokalisierung des Gelesenen vermeiden, um eine höhere Lesegeschwindigkeit zu erreichen. Da die meisten Menschen sich die Subvokalisierung jedoch sehr früh angewöhnt haben, erfordert dies etwas Übung. Zur Abgewöhnung der Subvokalisierung kann es hilfreich sein, die Zunge während des Lesens am Gaumen zu halten. Auf der anderen Seite ist die Subvokalisierung bei schwierigeren Textstellen durchaus sinnvoll, um das Textverständnis zu erhöhen. Deshalb sollten Sie die Subvokalisierung sowie Ihr allgemeines Lesetempo an die Schwierigkeit und Wichtigkeit der zu lesenden Informationen anpassen.

Meta-Lesehilfen nutzen

Mithilfe von Meta-Lesehilfe-Techniken können Sie einen größeren Teil Ihres peripheren Sehvermögens nutzen und dadurch schneller lesen. Zur Übung der Meta-Lesehilfe-Techniken sollten Sie Texte mit der entsprechenden Technik sehr schnell lesen, ohne dabei auf Ihr Textverständnis zu achten. Sobald Sie sich an eine hohe Geschwindigkeit gewöhnt haben, lesen Sie mit normalem Tempo bzw. Textverständnis weiter.

Der Zwei-Zeilenschwung

Beim Zwei-Zeilenschwung lesen Sie immer zwei Zeilen auf einmal. Dabei führen Sie Ihre Lesehilfe unter zwei Zeilen entlang und bewegen diese danach entlang der nächsten zwei Zeilen. Dadurch nutzen Sie sowohl Ihr horizontales als auch Ihr vertikales Sehvermögen.

Der Rückwärtsschwung

Der Rückwärtsschwung verdoppelt Ihre Lesegeschwindigkeit, indem Sie beim Zeilenende Ihre Augen nicht einfach zum Anfang der nächsten Zeile bewegen, sondern die nächste Zeile rückwärts lesen und dann mit der übernächsten Zeile beginnen. Das Rückwärtslesen funktioniert, wenn Sie mehrere Wörter pro Fixierung aufnehmen und so die richtige Ordnung der Wörter erkennen.

Die „S“-Methode

Bei der „S“-Methode führen Sie Ihre Lesehilfe in der Form eines „S“ die Seite runter und nehmen den Text dabei sowohl vorwärts als auch rückwärts auf. So können Sie mit der „S“-Methode sehr hohe Lesegeschwindigkeiten erreichen.

Abbildung der Meta-Lesehilfen, um schneller zu lesen
Darstellung der Meta-Lesehilfen

Regelmäßige Pausen machen

Während des Lesens sollten Sie alle 30 Minuten eine 5-minütige Pause machen, um Ihre Konzentration hochzuhalten. In der kurzen Pause sollten Sie aufstehen und sich etwas bewegen. Zusätzlich dazu ist es sinnvoll, alle zwei Stunden eine längere Pause zu machen. So können Sie sich auch über lange Zeiträume optimal auf den Lesestoff fokussieren.

Auf den Lesestoff vorbereiten

Vor dem Lesen sollten Sie sich zunächst einen Überblick verschaffen. Versuchen Sie dabei herauszufinden, was das Thema des Textes ist, wie dieser aufgebaut ist und was die Intention des Autors ist. Dazu sollten Sie den Text überfliegen und sich die (Zwischen-)Überschriften sowie einzelne Textabschnitte und Abbildungen anschauen. Lesen Sie außerdem kurz die Einleitung sowie das Fazit am Ende des Textes.

Vor dem Lesen eines Buches sollten Sie auch folgende Teile des Buches überfliegen:

  • Titelseite und Rückseite des Buches
  • Inhaltsverzeichnis
  • Index
  • Klappen-/Informationstext zum Autor
  • Zentrale Kapitel anschauen (z. B. Zusammenfassungen/Fazit am Ende dieser Kapitel)
  • Etwas durchblättern und ein paar Abschnitte lesen (z. B. das Vorwort und Fazit am Ende des Buches)

Nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben, sollten Sie einige Fragen formulieren, deren Beantwortung Sie sich durch das Lesen des Textes erhoffen. Achten Sie dann beim Lesen besonders auf Antworten oder Hinweise zu Ihren Fragen. Dadurch wissen Sie während des Lesens genau, wonach Sie suchen und wo Sie es im Text finden. Dementsprechend können Sie Ihr Lesetempo deutlich steigern und an den Informationsgehalt der einzelne Textstellen anpassen. Beispielsweise können Sie die Textstellen, welche für die Beantwortung Ihrer Fragen irrelevant sind, sehr schnell lesen oder überspringen. Die entscheidenden Textstellen können Sie dagegen langsamer und aufmerksamer lesen.

Anwendung der Speed-Reading-Techniken

Zur Übung der Speed-Reading-Techniken eignet sich besonders die Taktmesser-Trainingsmethode. Dabei liest man einen leicht zu lesenden Text mithilfe einer Lesehilfe schneller als gewöhnlich. Versuchen Sie beispielsweise einen Text auf die folgende Art und Weise zu lesen und dabei möglichst viel zu verstehen:

  1. Lesen Sie eine Minute lang 100 Wörter pro Minute (WpM) schneller als normal
  2. Steigern Sie sich um weitere 100 WpM
  3. Steigern Sie sich noch weitere dreimal um 100 WpM
  4. Lesen Sie mit dieser Geschwindigkeit eine Minute lang auf Verständnis

Diese Übung sollten Sie möglichst täglich durchführen, um Ihre Lesegeschwindigkeit zu steigern. Dabei können Sie die Übung auch etwas variieren. Beispielsweise können Sie die Übung umkehren, indem Sie so schnell wie möglich beginnen und dann schrittweise langsamer werden. So merken Sie, wie sich Ihr Textverständnis bei immer noch hohen Lesegeschwindigkeiten stetig verbessert.

Zum Training können Sie jeden beliebigen Text verwenden. Am Anfang ist es jedoch ratsam, Texte oder Bücher zu nutzen, die Sie schon mal gelesen haben. Dadurch fällt es Ihnen leichter auch bei hohen Lesegeschwindigkeiten noch etwas zu verstehen. Später können Sie auch mehr neue Texte verwenden. Besonders sinnvoll ist es, die Texte, welche Sie sowieso lesen wollen, vorher einmal zum Training der Speed-Reading-Techniken zu nutzen. So merken Sie beim zweiten Durchgang mit normaler Lesegeschwindigkeit, wie viel Sie beim ersten Mal mithilfe der Speed-Reading-Techniken verstanden haben.

Abbildung zur Anwendung der Speed-Reading-Techniken, um schneller zu lesen

Zusätzlich dazu sollten Sie Ihre Lesegeschwindigkeit regelmäßig testen, um Ihren Fortschritt beobachten zu können. Dazu sollten Sie einen neuen Text so schnell wie möglich lesen und anschließend Fragen zu dem Text beantworten, um Ihr Textverständnis zu testen. Diesen Test sollten Sie alle zwei Wochen durchführen. Notieren Sie jedes Mal Ihre Lesegeschwindigkeit in Wörtern pro Minute sowie Ihr Textverständnis in Prozent, welche sich wie folgt berechnen:

Lesegeschwindigkeit = Anzahl an gelesenen Wörter / Lesezeit in Minuten

Textverständnis = (Anzahl richtig beantworteter Fragen / Gesamtanzahl an Fragen) * 100

Diese Werte können Sie dann einfach in die folgende Tabelle eintragen:

DatumLesegeschwindigkeit (WpM)Textverständnis (%)
01.06.202061580
15.06.202067275
29.06.202064580
Tabelle zur Entwicklung der Lesegeschwindigkeit und des Textverständnisses

Zudem sollten Sie sich ein persönliches Ziel setzen, welche Lesegeschwindigkeit Sie bei einem bestimmten Textverständnis erreichen möchte. Um Ihre Motivation noch weiter zu steigern, können Sie Ihren Fortschritt auch visuell darstellen. Dazu erstellen Sie mithilfe Ihrer Tabelle einen Graphen mit Ihrer Lesegeschwindigkeit und Ihrem Textverständnis auf der y-Achse und der Zeit auf der x-Achse. Sie können dabei jeweils eine Linie für Ihre Lesegeschwindigkeit und eine Linie für Ihr Textverständnis zeichnen oder Sie führen die beiden Werte zu einem Wert zusammen, indem Sie diese miteinander multiplizieren. So erhalten Sie beispielsweise für die Einträge aus der obigen Tabelle folgende Werte:

615 * 80% = 492
672 * 75% = 504
645 * 80% = 516

Abbildung zur Entwicklung der Lesegeschwindigkeit und des Textverständnisses
Grafik zur Entwicklung der Lesegeschwindigkeit und des Textverständnisses

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