Tipps zur Steigerung der Konzentration beim Lesen und Lernen
Ein effizientes Lesen und Lernen erfordert eine hohe Konzentration, sodass Sie sich dabei vollkommen auf die aktuelle Tätigkeit fokussieren sollten. Deshalb erfahren Sie in diesem Artikel einige Tipps zur Steigerung Ihrer Konzentrationsfähigkeit.
Lernintensität erhöhen
Für den Erfolg beim Lernen gilt folgende Formel:
Lernintensität * Lernzeit = Lernerfolg
Wenn Sie also Ihre Lernzeit effizienter nutzen wollen, indem Sie mit dem gleichen Zeitaufwand einen höheren Lernerfolg erzielen, müssen Sie Ihre Intensität beim Lernen erhöhen. Dazu kann es sinnvoll sein, die Dauer der einzelnen Lerneinheiten zu verkürzen und dafür die Intensität dieser Einheiten zu steigern. Wenn Sie nämlich über einen längeren Zeitraum ohne Pause lernen, fällt es Ihnen mit zunehmender Dauer schwerer, Ihren Fokus aufrechtzuerhalten. Außerdem empfiehlt es sich, vor jeder Lerneinheit ein konkretes Ziel festzulegen, welches Sie während der vorgegebenen Zeit erreichen wollen. So können Sie sich zum Beispiel vornehmen, ein Konzept zu verstehen und erklären zu können, eine Mind-Map zu erstellen oder eine bestimmte Anzahl an Seiten zu lesen oder Aufgaben zu bearbeiten.
Richtigen Ort zur Konzentration finden
Um konzentriert lesen oder lernen zu können, sollten Sie sich einen ruhigen Platz suchen, wo Sie ungestört sind und alle Ablenkungen vermeiden. Dazu sollten Sie in Ihrer direkten Umgebung nur die Dinge haben, welche Sie zum Lesen oder Lernen brauchen, sodass Sie sich von nichts anderem ablenken lassen. Gleichzeitig sollten Sie jedoch alle benötigten Dinge griffbereit haben, sodass Sie Ihre Konzentrationsphase nicht unterbrechen müssen, um beispielsweise einen Textmarker zu holen. Idealerweise sollten Sie einen bestimmten Ort fast ausschließlich zum Lesen nutzen. Dies kann zum Beispiel ein Lesesessel oder ein spezifischer Platz im Garten sein. So weiß Ihr Gehirn sofort, dass Sie ohne Ablenkungen fokussiert lesen möchten, sobald Sie an diesem Ort sind.
Meditation zum Training der Konzentration
Eine Methode zur Steigerung Ihrer Konzentrationsfähigkeiten stellt die Meditation dar. Beim Meditieren konzentrieren Sie sich über einen längeren Zeitraum entweder auf einen einzigen Gedanken oder Sie versuchen, währenddessen alle aufkommenden Gedanken auszuschalten. Dies können Sie beispielsweise täglich für zehn Minuten praktizieren. Dadurch trainieren Sie Ihr Gehirn, sich auf eine einzige Sache zu fokussieren und dabei alle ablenkenden Gedanken zu ignorieren.
Falls Sie bei einer wichtigen Tätigkeit dennoch Ideen oder Gedanken zu anderen Aufgaben entwickeln, welche Sie noch erledigen wollen, sollten Sie sich dazu eine kurze Notiz machen und Ihre Konzentration dann wieder auf die aktuelle Tätigkeit richten.
Ausnutzung des seriellen Positionseffekts
Der serielle Positionseffekt beschreibt die Tendenz, dass Sie sich am besten an jene Informationen erinnern können, die am Anfang oder zum Schluss einer Lerneinheit aufgenommen wurden. Dabei bezeichnet der Primacy-Effekt, dass Sie sich gut an den Anfang erinnern können, während der Recency-Effekt ausdrückt, dass das Ende besonders einprägsam ist. In der Mitte einer Lerneinheit fällt die Erinnerungsleistung jedoch ab, sodass Sie sich dort nur die interessanten oder außergewöhnlichen Informationen merken.
Deshalb ist die Durchführung einer hohen Anzahl an kurzen Lerneinheiten sinnvoller als eine geringe Anzahl an langen Lerneinheiten. Zur Umsetzung dieser Richtlinie eignet sich die Pomodoro-Technik hervorragend. Dabei lernen Sie für 25 Minuten mit maximaler Intensität, machen dann fünf Minuten Pause und wiederholen diesen Zyklus anschließend beliebig oft. Wenn Sie auf diese Weise viermal für je 25 Minuten mit fünfminütigen Pausen dazwischen lernen, können Sie jeweils viermal den Primacy-Effekt und den Recency-Effekt ausnutzen. Wenn Sie hingegen eine zweistündige Lerneinheit ohne Pausen durchführen, nutzen Sie nur einmal den seriellen Positionseffekt.
Außerdem ist es ratsam, vor jeder Pause den Lernstoff dieser Lerneinheit zu wiederholen. Versuchen Sie dabei sich möglichst viel des Gelernten ins Gedächtnis zu rufen und halten Sie sich selbst einen kurzen Vortrag über das Gelernte. Dazu können Sie sich auch eine kleine Mind-Map erstellen und anschließend beim Durchgehen des Lernstoffs prüfen, was Sie vergessen haben. Durch diese Reproduktion des Gelernten nutzen Sie den Recency-Effekt für alle wichtigen Informationen und somit insbesondere für die in der Mitte der Lerneinheit aufgenommenen Informationen, welche Sie sonst sehr leicht vergessen würden. Gegebenenfalls können Sie auch den Primacy-Effekt dazu nutzen, indem Sie zu Beginn einer Lerneinheit den Lernstoff der letzten Lerneinheit kurz wiederholen. Dies ist besonders bei einer längeren Pause zwischen den beiden Lerneinheiten sinnvoll.
Erreichung des Flow-Zustandes
Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi beschreibt mit Flow einen mentalen Zustand völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit. Damit ist Flow der optimale Zustand zum Lesen und Lernen. Während des Flows gehen Sie in Ihrer Tätigkeit vollständig auf und vergessen dabei sowohl die Zeit als auch sich selbst. Die Selbstvergessenheit und der Verlust des Zeitgefühls führen dazu, dass Sie Ihre ganze Konzentration auf die Tätigkeit richten können. Diese Art der Konzentration kann Ihr Lernen enorm unterstützen und beschleunigen.
Um in den Zustand des Flows zu gelangen, müssen einige Rahmenbedingungen gegeben sein. Dazu sollten Sie Spaß an der Tätigkeit haben und sich ein klares Ziel setzen. Sie sollten eine genaue Vorstellung davon haben, was Sie durch das Ausführen dieser Tätigkeit erreichen wollen. Damit Sie wissen, ob Sie auf dem richtigen Weg dorthin sind, sollten Sie unmittelbares und kontinuierliches Feedback erhalten. Beim Üben eines mathematischen Konzeptes können Sie beispielsweise nach jeder Aufgabe kontrollieren, ob Ihre Lösung richtig ist.
Die wichtigste Voraussetzung für das Erleben von Flow ist die Ausgewogenheit zwischen Ihren Fähigkeiten und der Herausforderung. Wenn die Herausforderung zu groß ist und Ihre Fähigkeiten für diese Aufgabe nicht ausreichen, spüren Sie Frustration und Stress. Wenn Ihre Fähigkeiten größer sind als die Schwierigkeit der Aufgabe, langweilen Sie sich. Nur wenn die Herausforderung genau Ihren Fähigkeiten entspricht, kommen Sie in den Flow-Tunnel. Dafür sollte die Herausforderung machbar sein, aber anspruchsvoll genug, sodass Sie an Ihre Leistungsgrenze gehen müssen. Sie sind also weder überfordert noch unterfordert.
Durch diese Art des Lernens verschwenden Sie nicht Ihre Zeit damit, Dinge zu lernen, die Sie bereits können. Stattdessen verlassen Sie Ihre Komfortzone und lernen Dinge, die Sie noch nicht beherrschen, die aber nahe genug an Ihrem Kompetenzbereich liegen.
Wenn Sie beim Lesen oder Lernen in einen solchen Flow-Zustand gelangen, sollten Sie diesen, entgegen der zuvor beschriebenen Hinweise, möglichst lange aufrechterhalten und nicht durch eine unnötige Pause unterbrechen. Das Erreichen des Flow-Zustandes dauert nämlich in der Regel etwas länger und steigert Ihre Konzentration, Kreativität und Aufnahmefähigkeit in einem stärkeren Maße als der serielle Positionseffekt. Deshalb sollten Sie die Dauer der Lerneinheiten flexibel an die Art der Tätigkeit sowie Ihren mentalen Zustand anpassen.